Liebe Leser,
ich schreibe nicht einfach aus dem Reiseführer ab oder denke mir die Reisen aus. Das was ich von meinen Ausflügen berichte, ist alles selbst und am eigenen Leibe erlebt.
Dass der eine oder andere neidisch wird oder zumindest Fernweh kriegt, ist durchaus einkalkuliert, wenn auch nicht beabsichtigt ;-)
So ist denn auch der Trip zu den Victoriafällen in der Tat einer der bemerkens- und berichtenswertesten Ausflügen, die man hier im südlichen Afrika unternehmen kann.
Zum Glück hatten wir ja ein verlängertes Wochenende, da neben dem 1.Mai auch der 2. Mai kurzerhand zum Feiertag erklärt wurde.
Donnerstag früh gings also los, mit Caro, Nadine und Vicky.
Flug von Johannesburg nach Lusaka, in Lusaka nix los, 6 Stunden Aufenthalt.
Bevor wir jedoch ins Land reingelassen wurden, wollten die Passkontrolleure von uns erstmal 50 US$ pro Nase fürs Einreisevisum haben. Amerikanische Dollar hatten wir natürlich nicht dabei, ihre eigene Phantasiewährung (Kwacha) wollten die hochgradig kompetenten Staatsdiener aber auch nicht akzeptieren. Also mussten wir unsere Pässe als Pfand hinterlegen, durften ins Land rein, Geld tauschen, wieder raus, Pässe auslösen.
Wir kamen uns ziemlich verarscht vor, da wir aber offensichtlich nicht die einzigen waren, die von der sambianischen Bürokratie gelinkt wurden, waren wir etwas beruhigter. Da der Beamte mit unseren 4 Pässen und auch noch mit unverschämterweise verlangten 4 Quittungen zu kämpfen hatte, ist er ganz schön ins Schwitzen gekommen.
Insgesamt acht Dokumente zu stempeln erwies sich als ganz schön große Aufgabe! Und hat uns wie gesagt 50 $ gekostet. Beamtenschweiß ist eben teuer.
Die sechs Stunden Aufenthalt in Lusaka wollten wir eigentlich mit einer Stadttour verkürzen. Doch schon der Landeanflug auf die Hauptstadt des Landes hat uns auf einen Blick davon überzeugt, dass eine Stadttour durch Hintergrünzel interessanter wäre. Da ein Vorab-check-in des Gepäcks ohnehin nicht möglich war, haben wir die Zeit im flughafeneigenen Restaurant abgesessen, dass seinen eigenen, kosmopolitischen Charme verprüht hat.
Es wird niemanden wundern, dass unser Flieger Verspätung hatte. Die Durchsage, er wird "anytime soon" (bald irgendwann) eintreffen, hatte auf unsere afrikaerprobten Nerven jedoch einen eher beruhigenden Einfluss.
Weniger beruhigend war, dass der Flieger - in dem wir dann nach 'ner knappen Stunde saßen - von der sambianischen Flugaufsichtsbehörde keine Starterlaubnis erhalten hat. Wir mussten daher übers Rollfeld laufen und in eine kleine Propellermaschine (eine Sitzreihe auf jeder Seite, die Sitzkissen waren gleichzeitig die Schwimmwesten, das Gepäck konnte man vom Fahrgastraum aus sehen) umsteigen, um nach Livingstone weiterzufliegen. Denn dort sind die Victoria Falls!
Ankunft in Livingstone: Willkommen in der dritten Welt.
Als wir am Flughafen in Livingstone angekommen sind haben wir erstmal auf unser Gepäck gewartet. Jedoch nicht am Gepäckband. Die Taschen wurden von drei dunkelhäutigen Flughafenangestellten reingetragen und auf einem Holztisch abgestellt.
Geht auch. Und war sogar schneller, als man's sonst gewohnt ist.
Endlich im Jollyboys-Backpacker angekommen, hatten die Jungs uns schon von der Zimmerliste gestrichen, da sie dachten, wir würden nicht mehr kommen...zum Glück waren unsere Zimmer noch frei!
Am nächsten Morgen gings dann zu den Victoria Falls. Die Falls werden auf der Sprache der Einheimischen Mosi-oa-Tunya (= „Donnernder Rauch") genannt. Das lokale Bier haben die Leute übrigens genauso genannt. Wie praktisch, wär das auch schon mal geklärt.
Klugscheissermodus an: "Die Victoriafälle sind ein Wasserfall des Flusses Sambesi an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe (Sam und Sim), zwischen den Grenzstädten Livingstone und Victoria Falls. Die Unesco hat den Wasserfall im Jahr 1989 zum Weltnaturerbe erklärt. Zu Recht, wie ich finde. Die Fälle sind nämlich äusserst beeindruckend, insbesondere, weil der Sprühnebel, bis zu 300 m aufsteigt und noch in ca. 30 km Entfernung zu sehen ist. Der Nebel entsteht, weil die Wassermassen des Sambesi sich auf einer Breite von 1708 m über eine 110 m abfallende Felswand ergießen. Damit sind die Viktoriafälle der längste einheitlich herabstürzende Wasserfall der Erde." Klugscheissermodus aus.
Der Sambesi führt im Mai auch noch soviel Wasser, dass man vor lauter Gischt nischt viel sieht. Dafür wird man aber unter Garantie bis auf die Haut durchnässt.
Nachdem wir wieder sonnengetrocknet waren, haben wir einen Helikopterrundflug gebucht und dann die Fälle noch mal aus der Vogelperspektive betrachtet. Da wir hierbei auch auf die simbabwianische Seite konnten, haben wir die Fälle in ihrer ganzen Größe sehen können. Wirklich beeindruckend.
Abends haben wir dann im Backpacker noch ein paar Sachen getrunken und dabei das sehr aufschlussreiche Spiel "Wahrheit oder Pflicht" gespielt...
Samstag morgen haben wir auf dem Prachtboulevard von Livingstone promeniert und sind dann am nachmittag zum 'Booze Cruise' aufgebrochen, einer Schifffahrt auf dem Sambesi. Mit All you can drink gings dann in den wolkenverhangenen Sonnenuntergang. Danach Party in Livingstone. War witzig, weil alle Cruiseteilnehmer natürlich ordentlich getankt hatten.
Sonntag war unser Rückflugtag, Abflug 14h20.
Da wir den Morgen aber noch nutzen wollten, haben wir uns zum Jetboat fahren angemeldet. Vorher gabs jedoch zur Stärkung Frühstück im Backpacker. Dass in meinem Breakfast zwei Fliegen mitgebraten wurden habe ich unter der Rubrik "Dritte Welt" verbucht und weitergegessen. Denn man will ja schließlich nicht mit leerem Magen zum Jetboatfahren.
Das Jetboat ist ein Speedboot, das abrupt anhalten und sich dann um 360° drehen kann. Dass man dabei auch wieder nass wird, ist klar. War auf jedenfall eine gute Idee, das zu machen.
Der Rückflug war überbucht, aber wir sind glücklicherweise mitgeflogen.
Fazit: die Victoria Falls sind wirklich bemerkenswert und ich kann sie nur jedem weiterempfehlen!