Eure Armut...

Bei mir gibt es eigentlich gar nix Neues zu berichten. Die Zeit vergeht hier recht schnell mit den obligaten Kino-, Kneipen- und Restaurantbesuchen, Braai-abenden (Grillsaison fängt so langsam wieder an) und vielen verpassten Chancen, ins Fitness-Studio zu gehen...
Warum hier sonst nix Neues gibt? Ich war die letzten beiden Wochen nur in Johannesburg und habe sogar an den Wochenenden gearbeitet.
Ja, ihr braucht gar nicht so ungläubig die Augenbrauen zu heben und die Stirn in Falten zu legen. Auch das gibt es. Wird aber mit Sicherheit kein Dauerzustand ;-)

Da es bei mir also nichts Berichtenswertes gibt, werfen wir mal einen Blick ins Nachbarland Simbabwe, wo der Herr Mugabe irgendwie immernoch das Sagen hat:

SPIEGEL ONLINE (19. August 2008, 11:08 Uhr)

KRISENSTAAT
Inflation in Simbabwe steigt auf 11,2 Millionen Prozent

Inflation ohne Ende: Die Geldentwertung in Simbabwe gerät weiter außer Kontrolle. Trotz staatlicher Preiskontrollen klettert der Wert nun auf eine neue Rekordmarke.

Harare - Schon bisher hatte Simbabwe die weltweit höchste Inflationsrate. Jetzt baut der afrikanische Krisenstaat den Katastrophenrekord auch noch aus. Im Juni stieg die Jahresrate auf 11,2 Millionen Prozent. Das gab das staatliche Statistikamt am heutigen Dienstag bekannt. Bezahlen in Simbabwe: Zehn Nullen gestrichen.

Im Vormonat hatte die Behörde noch von einer Rate von 2,2 Millionen Prozent gesprochen. Allerdings hatten Experten die Angabe schon damals bezweifelt. Der Wert liege weit unter dem realen Prozentsatz, hieß es.

Mit der jüngsten Korrektur nach oben zeigt sich, dass alle bisherigen Maßnahmen gegen die grassierende Geldentwertung nicht fruchten. Die Zentralbank hatte vor kurzem die Streichung von zehn Nullen bei der Landeswährung bekanntgegeben, nachdem sie zuvor einen neuen Geldschein im Nominalwert von 100 Milliarden Simbabwe-Dollar in Umlauf gebracht hatte. Dafür konnte man sich vor zwei Wochen noch ein halbes Brot leisten.

Die Wirtschaft des einstigen afrikanischen Modellstaats befindet sich seit knapp zehn Jahren im freien Fall. Das von Präsident Robert Mugabe diktatorisch regierte Land leidet an einem chronischen Mangel an Nahrungsmitteln und Treibstoff. 80 Prozent der Menschen sind arbeitslos. Die meisten versuchen, sich mit Tauschhandel über Wasser zu halten. Die Bemühungen der Opposition, in Verhandlungen mit Mugabe zu einer Machtteilung zu kommen und das Land damit aus der Krise zu führen, stecken in einer Sackgasse. (suc/dpa/Reuters)

Tja, schon krass, was da so abgeht. Ich habe das Glück, im Besitz eines Geldscheins aus Simbabwe zu sein:



Bleibt mir nur zu sagen, eure Armut kotzt mich an :-)

Sag doch einfach mal 'Ja'!

In unserem Vorbereitungsseminar in Berlin wurden wir ja von unserer Trainerin Ajo Gnädig auf den typischen Kurvenverlauf eines Auslandsaufenthaltes vorbereitet.
Die ersten sechs bis acht Wochen werden die „Honeymoon“-Wochen genannt. In dieser Zeit ist alles toll und man fühlt sich wie im Urlaub.
Stimmt. Die Zeit vergeht so schnell wie auf Reisen… alles ist toll und interessant und man macht jeden Tag neue Erfahrungen.
Danach setzt jedoch eine Phase ein, in der viele Dinge Routine werden, man einige Sachen aus der Heimat vermisst und einem zahlreiche Verhaltensweisen und Gegebenheiten im Gastland tierisch auf den Zeiger gehen, bis man sich irgendwann vielleicht damit abfindet und sich arrangiert.
So nervt es ziemlich, dass man hier im „Schnellimbiss“ Ewigkeiten warten muss, bis man überhaupt erst mal seine Bestellung aufgeben kann. Und das, obwohl Dutzende von Beschäftigten rumwuseln. Dass die Kassiererin sich fünfmal vertippt, ist dabei Ehrensache.
Das Fernsehprogramm wird circa dreimal pro Stunde von Werbeblöcken unterbrochen (was allerdings bei dem Gezeigten eher eine Erholung ist).
Mahlzeiten werden grundsätzlich nicht gesalzen, da man ja schließlich selber nachwürzen kann – vorausgesetzt es gibt Salzstreuer.
Der Kellner kann ruhig dreimal nachfragen. Dann sollte er aber schon das Richtige, oder zumindest überhaupt irgendetwas bringen.
Der Polizist, der den Verkehr an der ausgefallenen Ampel regeln soll, macht grundsätzlich alles nur noch schlimmer (Das ist wohl immer so, wenn der Staat in das freie Spiel der Kräfte eingreift).
Wenn man etwas bucht, muss man grundsätzlich damit rechnen, dass die Buchung nur teilweise, falsch oder gar nicht aufgenommen worden ist.
Bevor man einen Ladenangestellten um Auskunft fragt, kann man besser darauf warten, dass eine qualifizierte Antwort vom Himmel fällt.

Es sind so die Kleinigkeiten im Alltag, die einen in den Wahnsinn treiben können.
Wie zum Beispiel folgende, wahre Begebenheit an der Sandwich-Theke:

Verkäuferin: “White or brown bread?”
Käuferin: “White.”
Verkäuferin: “We don’t have.”

Nachdem ich nun einige Zeit hier in Südafrika verbracht habe, höre ich langsam auf, mich über die Dinge zu ärgern und zu wundern. Auch die Sinnfrage stellt sich mir nicht mehr so häufig. Ich bin dazu übergegangen, manche Sachen, die einen ordentlichen Deutschen auf die Palme bringen könnten, einfach zu bejahen.
Ich sage also einfach „Ja“ zu den Dingen:
„Ja, man kann seinen geplatzten Reifen mitten auf der vielbefahrenen Kreuzung reparieren.“
„Ja, man kann mit einem AK-47 vor dem Supermarkt stehen.“
„Ja, man kann auch im Dunkeln einkaufen, wenn Eskom wieder einmal den Strom abgedreht hat.“
„Ja, man kann auf der Autobahn spazieren gehen, Fahrrad fahren, parken und ja verdammt, man kann dort auch wenden.“

Ja, vieles ist möglich, was man vorher nicht gedacht hätte.

Also: Cool down, Bro!