Meine ersten Fahrversuche verlaufen eigentlich ganz gut, vor allem wenn man bedenkt, wie unterirdisch die Afrikaner versuchen, ihr Fahrzeug zu steuern. Links zu fahren und mit der linken Hand zu schalten erweist sich sogar als recht einfach. Das Problem ist eher, dass hier fuer mich noch alle Strassen und Haeuser gleich aussehen, so dass ich mir anfangs gar nicht merken kann, wo ich lang muss. Aber wenn man sich mal verfaehrt macht man den Fehler meistens kein zweites Mal...
Wie bereits gesagt, kann man hier ohne Auto nichts machen, da jegliche andere Fortbewegungsmoeglichkeit an Selbstmord grenzt. Bei genauerer Betrachtung ist Autofahren jedoch auch nicht viel besser. Nicht nur wegen der permanent-latenten Hijacking-Gefahr, sondern auch wegen der sogenannten "Potholes". Diese Schlagloecher entstehen immer dann, wenn es geregnet hat. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man sie immer nur mit Sand auffuellt. Die Krater sind teilweise so tief und scharfkantig, dass schon mal die Reifen platzen koennen. Ein solches Schlagloch nachts zu erwischen ist daher nicht empfehlenswert.
Die Strassenverkehrsregel werden hier, sagen wir mal, nicht so verbindlich ausgelegt.
Der Verkehr beweist, dass Darwin mit seinem "Survival of the fittest" recht hat. Kreationisten, ihr koennt einpacken.
Ob man rechts oder links ueberholt ist eigentlich egal, allerdings empfiehlt es sich nicht, bei einem der uebermaessig vorhandenen Stop-Schilder nicht stehen zu bleiben.
Witzig ist, dass es hier analog zu unserer "Rechts-vor-Links"- Regelung kein "Links-vor-Rechts" gibt, sondern eher ein "First come - first drive". Wer also als erster an der Kreuzung ankommt, darf zuerst fahren. Dies ist zunaechst etwas gewoehnungsbeduerftig. Da sich aber (fast) jeder dran haelt, klappt es eigentlich ganz gut.
Als sehr angenehm erweist sich das Tanken. Nicht nur, dass man fuer ca. 30 Euro den Tank vollbekommt, sondern auch dass man nicht selber Tanken muss, sondern das Servicepersonal einem alles abnimmt und auch noch die Scheiben putzt. Dafuer kann es sein, dass man mit leerem Tank zur Tankstelle kommt, aber die Zapfsaeulen nicht funktionieren, weil mal wieder der Strom ausgefallen ist.
Witzig ist auch, dass es bei allen moeglichen Gelegenheiten, z.B. auf dem Supermarktparkplatz "Einweiser" gibt. Diese Leute helfen einem beim ein- und ausparken (unabhaengig davon, ob der Parkplatz komplett leer ist, oder nicht) und passen auf das Auto auf. Dafuer gibt man ihnen dann 2 Rand und sie sind gluecklich.
Als allgemeines Aergernis werden jedoch die Minibusse angesehen. Diese "Black-Taxis" fallen durch ihre konsequente Nichtbeachtung der Verkehrsregeln auf. Da sie den Ersatz fuer den oeffentlichen Personennahverkehr darstellen, treten sie zu den Stosszeiten natuerlich auch noch gehaeuft auf. Ihr Ziel ist es, moeglichst viele Leute in moeglichst kurzer Zeit zu transportieren.
Und glaubt mir, sie sind sehr zielbewusst. Als Beispiel soll mein folgendes Erlebnis auf dem Weg zur Arbeit dienen: Das Black-Taxi ueberholt eine Reihe wartender Autos auf der Gegenspur. Das in diesem Moment Gegenverkehr kommt, interessiert nur am Rande. Das der Gegenverkehr die Polizei ist, beeindruckt kaum. Immerhin laesst sich der Taxi-driver nach einigem wildem Handgefuchtel des Polizisten dazu bewegen, wieder auf seine Strassenseite (und vor mein Auto) einzuschwenken. Aber nicht, um dort - wie alle anderen auch - nur im Schneckentempo voranzukommen, sondern, um gleich auf den Buergersteig durchzustarten und seine Fahrt dort unvermindert fortzusetzen...
Ich will jedoch niemanden beunruhigen, dadurch, dass ich hier vielleicht ein bisschen dick aufgetragen habe. Wenn man ein bisschen aufpasst, klappt das Fahren hier wirklich recht gut - und angeblich soll sogar die Haelfte der Taxifahrer einen Fuehrerschein haben:-).
Wenn wir abends etwas unternehmen, dann werden alle immer abgeholt und nach Hause gebracht. Und natuerlich versperren wir immer unsere Autotueren und lassen die Fensterscheiben oben. Bei diversen Gelegenheiten fahren wir nachts auch ueber rote Ampeln. Das dies die Regel, geschweige denn immer notwendig ist, ist Unsinn. Macht aber manchmal trotzdem Spass.