Wenn ich von Roadtrip rede, meine ich 4.400km fahren. Überwigend durch das Nichts, Kalahari genannt.
Insgesamt sind acht Leute so verrückt, bei diesem Unterfangen mitzumachen: Simon und Steffi, Andi und Franzi, Michael, Elena, Julia und ich. Wir fahren mit drei Autos, ausgestattet mit Reserverädern, Benzinkanistern und vielen weiteren tollen Features, die uns auf der Fahrt eventuell behilfreich sein könnten.
Los geht's am Samstagmorgen, kurz nach fünf Uhr. Da langes Wochenende ist, steht zu Befürchten, das recht viel los sein wird, auf den Autobahnen. Doch wir kommen gut durch und sind sogar noch vor unserem Zeitplan an der Grenze zu Botswana, als wir die erste Hürde zu nehmen haben. Der Grenzer teilt Elena mit, dass ihr Visum abgelaufen ist und sie zwar ausreisen, dann aber nicht wieder zurück nach Südafrika darf. Naja, wir fahren trotzdem weiter.
Botswana ist jetzt mal nicht so spannend. Die Strassen sind zwar wirklich gut, aber sie führen kilometerweit nur geradeaus. Links öde Landschaft. Rechts öde Landschaft. Ewigkeiten kommt uns kein Auto entgegen, nur ab und zu steht mal eine Kuh oder ein Esel am Strassenrand. Also bleibt uns nix anderes übrig als uns selber zu bespaßen.
Nach ca. 990 km erreichen wir unser erstes Etappenziel, die 'Stadt' Ghanzi.
Hier bleiben wir über Nacht, bevor wir am nächsten Morgen weitere 800km nach Namibia fahren. Wir sind schon sehr gespannt auf die ehemals deutsche Kolonie.
In Windhoek, der Hauptstadt Namibiens (oder Südwest, wie die Deutschen hier gerne sagen), gehen wir erstmal in einen deutschen Biergarten und essen zu Mittag. Bevor es weitergeht nach Swakopmund unserem ersten Ziel, wollen wir noch ein bisschen durch die Stadt fahren. Allerdings wird der Plan durch die erste Reifenpanne etwas durcheinandergewürfelt. Zum Glück haben wir alles dabei und der Reservereifen ist schnell montiert. An der Tankstelle treffen wir auf einen dunkelhäutigen Tankwart, der uns mit fliessendem und akzentfreiem Deutsch den Ratschlag erteilt, nicht nach Einbruch der Dunkelheit zu fahren, da sich dann die Tiere auf die Fahrbahn legen, weil diese dann noch Wärme abstrahlt. Wenn wir nicht vorher gewusst hätten, dass man hier Deutsch spricht, hätten wir unseren Ohren kaum getraut. Man rechnet einfach nicht damit mitten in Afrika die vertrauten Klänge der Muttersprache zu vernehmen.
Endlich in Swakopmund am atlantischen Ozean angekommen beziehen wir unsere Unterkunft und Unternehmen eine erste Tour durch die kleine Stadt.
Namibia ist nicht so wahnsinnig dicht besiedelt: immerhin 2,3 Einwohner pro km².

Abends gehen wir dann in eine Kneipe und gucken EM, bevor wir müde in unsere Backpackerbetten fallen.
Am nächsten Morgen fahren gehen wir beim deutschen Bäcker, RICHTIGE Brötchen essen. Mit Mettwurst. Die deutschen Zivilisierungsbemühungen waren also nicht ganz fruchtlos. Danach geht's nach Walvis Bay, einer nahegelegenen Küstenstadt.
Hier steht eine Bootstour auf dem Plan. Wir sehen einen Buckelwal, riesige Pelikane, tümmelnde Delphine und rüstige Robben, die an Bord gerobbt kommen, um leckere Fische zu essen. Für uns gibt's nur Sekt und Austern.
Im Anschluss an die Bootstour gibts eher das Kontrastprogramm: die Namibwüste.
Mit zwei 4x4-Jeeps fahren wir in die Sandlandschaft und geniessen die unglaubliche Schönheit der Leere. Die Guides zeigen uns einige Wüstenbewohnertierchen, lassen uns im Treibsand stecken und cool Sandboarden.
Der Wüstentrip ist für mich der Höhepunkt der ganzen Reise! Abends spielt Deutschland gegen Österlitz. Wir verfolgen das Spiel mit anderen Deutschlandfans in einem Restaurant.
Am nächsten Morgen fahren wir wieder in die Wüste. Allerdings auf Quadbikes, mit denen man unheimlich geil die Dünen rauf und runterdüsen kann. Das ist mal so richtig cool, auch wenn unser Guide uns immer wieder ermahnt, nicht so wild zu sein. Was? mit den Dingern darf man nicht springen?
Gegen Mittag verlassen wir die Küste und fahren wieder ins Landesinnere. Da wir nicht schon wieder Autobahn fahren wollen, entscheiden wir uns für Landstrasse. Landstrasse heisst aber auch ungeteerte Strasse. Wegen der Landschaft lohnt sich der Umweg auf jeden Fall. Getrübt wird der Abschnitt nur durch den zweiten Reifenplatzer. Aber auch hier hilft das Reserverad weiter.
Viel später als geplant kommen wir in Gobabis an. Hier liegt echt der Hund begraben, aber für eine Übernachtung ist es schon ok. Am nächsten Morgen fahren wir dann wieder zurück nach Botswana.
Wir fahren gen Nordosten zum Okavango Delta. In Maun haben wir den nächsten Backpacker, die Okavango River Lodge gebucht. Schön am Fluss gelegen lassen wir den Tag am Lagerfeuer ausklingen.
Früh morgens brechen wir auf um mit Morokos ins Delta reinzufahren. Morokos sind quasi Einbäume mit einem Gondelieri. Mit drei solcher Einbäume staken wir durchs Röhricht, bis wir an einer Insel ankommen, wo wir unsere Zelte aufschlagen. Also jetzt richtige Zelte. So mit Schlafen aufm Boden.
- da wir jetzt erstmal Pause haben, gehen wir im Okavango baden. Angeblich gibt's hier auch keine Krokodile. Sagen unsere Guides. Auf dem anschliessenden Buschwalk geben sie uns auch weitere wertvolle Tipps, wie mit der einheimischen Tierwelt umzugehen ist: Bei Löwen einfach totstellen, bei Elephanten im Gebüsch vestecken und vor Hippos auf den nächsten Baum klettern. Kann ja nix mehr passieren, darum haben unsere Führer wahrscheinlich auch keine Waffe mitgenommen. Letztendlich haben wir genau kein Tier gesehen.
Nach dem Bushwalk kommen wir wieder an unserem Lager an und fangen an, unsere mitgebrachten Sirloinsteaks auf offenem Feuer zu grillen. Lecker! Dank an den Grillmaster.
Die Nacht ist alles andere als gemütlich. Der Zeltboden ist hart, es ist kalt und die Tiere nerven, die an unserer Campsite vorbeitrampeln. Alle sind froh, als die Sonne aufgeht und es endlich Zeit zum Aufstehen ist (sechs Uhr).
Auch an diesem Morgen machen wir einen ewig langen Buschspaziergang und werden diesmal mit Elefanten und Zebras belohnt.
Mittags paddeln wir zu einem Hippo-pool und dann wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Ich darf sogar auch mal rudern.
Kaum im Backpacker angekommen gehts schon weiter, da wir einen Rundflug übers Okavangodelta gebucht haben. Mit zwei kleinen Maschinen fliegen wir über das ausgedehnte Feuchtgebiet und geniessen die Aussicht. Abends gehen wir lecker essen in einer Sportsbar.
Am nächsten Morgen fahren wir zur Übernachtung in Serowe und dann zurück nach Johannesburg mit Zwischenstopp in Gaborone, der Hauptstadt Botswanas. Die Stadt hat halt schon nicht so viel zu bieten, daher essen wir hier nur zu Mittag und machen uns dann auf den Heimweg. Zum Glück sind die Grenzbeamten nicht so aufmerksam wie auf der Hinfahrt, so dass auch Elena wieder nach Südafrika einreisen darf...