Eskom - Prince of Darkness

Da soll doch mal einer sagen, die Afrikaner haetten keinen Sinn fuer schwarzen Humor.

Das ganze Land wird seit Wochen von den schlimmsten Stromausfaellen seit Jahrzehnten heimgesucht. Schuld daran ist der monopolistische Stromversorger Eskom. Dieses Unternehmen schaltet seit Wochen taeglich für mehrere Stunden willkuerlich ganzen Orten oder Regionen den Strom ab (load shedding), weil die Kapazitaet bei weitem nicht ausreicht, um die steigende Nachfrage zu decken. Besonders betroffen sind Johannesburg und die Region Gauteng.
Die ohnehin etwas angespannte Lage ist auch noch durch die andauernden Regenfaelle in den letzten Tagen verschaerft worden. Eskoms Kohlevorraete sind naemlich nass geworden.
In der Stadt, in der es ja kaum oeffentliche Verkehrsmittel gibt, kommt der Verkehr regelmaeßig zum Erliegen, weil die Ampeln ausfallen. Bloed ist auch, wenn die Alarmanlagen in den Haeusern und die Elektrozaeune stundenlang außer Betrieb gesetzt sind.
Ich find ganz witzig, dass man uebers Fernsehn mitgeteilt bekommt, dass man bitte wieder sparsam mit dem Strom umgehen soll, weil die nationale Stromversorgung unter Druck ist.
Auf der Arbeit ist es - zumindest bei mir - kein Problem, da der Generator anspringt. Aber woanders... Für die meisten Suedafrikaner bedeutet dieses "Load shedding" eine Art russisches Roulette. Ich werd mir demnaechst auch mal 'ne Taschenlampe zulegen.


Etwas peinlich war, dass Montagnacht etwa 900 Leute stundenlang im Dunkeln auf dem Tafelberg festsassen und hundert Passagiere aus zwei Seilbahngondeln befreit werden mussten, weil diese kurz vor der Bergstation steckengeblieben sind.

In der Naehe von Pretoria sollen Pendler sieben Vorortzuege in Brand gesteckt haben, nachdem die Stromausfaelle den Zugverkehr unterbrochen hatten. Vielleicht sollte die GDL vor ihrem naechsten Streik bedenken, zu was Pendler in der Lage sind.

Wie dem auch sei, Eskom hat Stromausfaelle für die naechsten fuenf bis acht Jahre angekuendigt. Bin mal gespannt, ob die WM 2010 im Dunkel uebertragen wird...

Trotzdem vergeht den Afrikanern das Lachen nicht. In den Medien macht man sich ueber Eskom nur noch lustig. Wenn ueber das Unternehmen gesprochen wird, dann oft nur vom "Prince of Darkness".



- ESKOM ANNOUNCEMENT -

With immediate effect "Nkosi Sikelele iAfrika" will be replaced as the National Anthem with: “Hello Darkness, my old Friend".

Sun City

Am Sonntag darauf sind Christina und ich recht frueh gestartet und nach Sun City gefahren. Sun City ist ein riesiger kuenstlich geschaffener Komplex, mitten im Nichts. Hier gibts ein grosses Wellenbad, kuenstliche Wasserfaelle und vieles anderes mehr.


Daneben gibts noch ein riesiges Casino, Hotels, Sport- und Golfplaetze usw. Das ganze ist zwar ziemlich touristisch, trotzdem sehr gut geeignet zum relaxen...
Das angeblich so tolle "Palace-Hotel", das als eines der besten der Welt gilt, war allerdings eine ziemliche Enttaeuschung.

Pilanesberg

Weil wir nicht schon wieder soweit fahren wollten wie am Wochenende zuvor, haben Christina und ich entschieden, an diesem Wochenende zum nahegelegenen Pilanesberg-Nationalpark zu fahren. Bisschen bloed war, dass in der naeheren Umbegung alle B&B's ausgebucht waren, so dass wir mit einem etwas entferntliegenden Guesthouse vorlieb nehmen mussten. Die Vermieterin des "Modderfontein-Guesthouse", Pauline, qualifizierte sich jedoch durch die Herausgabe eines Straussenkochbuchs, was die Entscheidung fuer das Guesthouse wesentlich erleichtert hat. Zunaechst sind wir jedoch zu einer Loewenfarm gefahren wo man die Koenige der Tierwelt in allen Altersstufen betrachten konnte. Die kleinen (1 - 4 Monate alt) konnte man sogar streicheln und so.



Danach sind wir zum Pilanesberg-Nationalpark gefahren, wo wir einen Game-drive mit anschliessendem Bush-Braai gebucht hatten. Vorher haben wir uns mit einem Amerikaner unterhalten, der diesen Drive schon zweimal gemacht hat und uns riet, moeglichst weit vorne im Truck zu sitzen, weil man dort am meisten sieht. Den Rat haben wir befolgt. Leider wird man auf diesen Plaetzen auch am meisten nass, wenns regnet... Trotzdem war der Drive ziemlich lustig. Zumindest haben wir einige Nashoerner, Zebras, Giraffen, diverse Antilopen, Aeffchen usw. gesehen.
Als es dunkel war gings dann zu der Braai-Area, wo man dann so richtig lecker mit Essen versorgt wurde. Dabei haben wir auch einige lustige Amerikaner kennengelernt, die ebenfalls auf dem Game-drive waren. Spaet abens gings dann zurueck zu Pauline ins Modderfontein-Guesthouse...

Durban

Am Freitag meines vierten Wochenendes in SA bin ich mit Vicky und Christina nach Feierabend nach Durban gefahren. Von Johannesburg nach Durban sinds ca. 560km, also etwa 6 Std. Fahrt.
Leider hatten wir nicht so den richtigen Plan, wo wir hin muessen, habens aber trotzdem gefunden.
Steffi und Enno waren schon vorher in Durban und haben uns im Backpacker erwartet. Als wir gegen Mitternacht ankamen, fehlten somit nur noch Caro, Dirk und Robert, die etwas spaeter losgefahren sind als wir. Auf einmal kam der absolut zugekiffte und verstrahlte Backpackerchef mit einer Gruppe Hollaender auf uns zu und waehnte unsere Gruppe somit perfekt. Als er jedoch merkte, dass sich unsere Wiedersehensfreude mit den Neuankoemmlingen in Grenzen hielt, ging ihm (langsam) das Licht auf, dass diese acht eventuell doch nicht zu unserer Gruppe gehoeren. Dieser Mensch hatte es offensichtlich verpeilt, dass am Freitagabend zwei Gruppen zu je acht Personen von Johannesburg kommen, wobei die eine Buchung von unserer Caro und die andere Buchung von deren Kelly vorgenommen wurde. Er hatte also sein Dormitorium doppelt vermietet. Nach einigem Hin und Her war dann letzendlich fuer alle ein Bett gefunden...

Am naechsten Morgen sind wir dann erstmal an den supernahgelegenen Strand, um uns einen schoenen Sonnenbrand zu holen. Die Wellen waren klasse und das Wasser angenehm warm. Ueberhaupt wars ziemlich warm in Durban und die Luftfeuchtigkeit ziemlich hoch, so dass man ganz schoen ins Schwitzen kam, wenn man nicht gerade mit transpirieren beschaeftigt war. Bei etwa 40 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit kann das passieren.


Nach dem Strand sind Christina, Vicky und ich zu einer nahegelegenen Krokodilfarm gefahren. Den Tipp hierfuer haben wir morgens von einem Einheimischen bekommen, der uns einfach im Supermarkt angequascht hat und nach Darlegung seiner Lebensgeschichte
u.a. amerikanische Gefangenschaft nach dem 11. September usw.)auf die besagte Krokodilfarm zu sprechen kam. Spontan sind wir dann dahingefahren.
Die Farm war eigentlich ganz schoen und insbesondere die Krokodilfuetterung hat den beiden Maedels gut gefallen :-)


Danach haben wir noch die Beachfront von Durban unsicher gemacht.
Abends gings dann zum Inder, weil man nicht in Durban gewesen sein kann, ohne beim Inder gegessen zu haben. Das ist so, sagt Vicky. Den Tipp fuer das entsprechende Restaurant hat uns unser Kollege Keshin gegeben. Danach gings zur Florida-Street, der "Party-Meile" von Durban, wo wir den Abend ausklingen liessen.

Sonntags haben Christina, Vicky und ich eine Stadtrundfahrt unternommen, waehrend die anderen fuenf wieder zum Strand gegangen sind. Unser Stadtfuehrer erzaehlte uns direkt zur Begruessung, dass wir einen VIP an Bord haben. Deshalb habe er auch extra eine Hosen mit langen Beinen angezogen. Aha. Wie sich spaeter herausstellte, war der sogenannte VIP-Gast tatsaechlich der Sohn der letzten Koenigin von Aegypten, welcher zusammen mit seiner Frau Suedafrika bereist. Wer sich fuer das Leben der Koenigin und unseren neugewonnenen Freund interessiert, wird unter http://www.queennarriman.com fuendig.
Die Citytour selber war wenig spektakulaer. Durban ist halt keine allzu schoene Stadt. Immerhin konnten wir einen Blick auf das im Bau befindliche Fussballstadion werfen(bis 2010 wirds wohl fertig sein...)und im Botanischen Garten chillen.



Auf der Rueckfahrt von Durban haben wir einen Umweg ins "Valley of thousand hills" gemacht, der sich absolut gelohnt hat. Auenlandaehnliche Huegellandschaften. Irgendwo muss Tolkien ja seine Inspiration her haben.

Danach sind wir noch abseits der Hauptstrasse durch eine ziemlich arme Gegend gefahren, die ebenfalls sehr lohnenswert war, allerdings eher aufgrund der Bewohner die wir dort angetroffen haben. Gut es war Sonntag. Sonntags wissen die Leute nach dem Kirchbesuch nix mit sich anzufangen. Und was macht man dann den ganzen Tag? Richtig: Trinken bis zum Verlust der Muttersprache. Also wankten uns einige Gestalten entgegen, Ziegen und Kuehe versperrten uns den Weg und die Kinder haben uns zugewunken. Insgesamt ein ziemlich authentisches Erlebnis...

Now, NowNow, NowNowNow

Dies ist nur ein Ueberbrueckungspost ohne wirklichen Inhalt.
Fuer den eigentlichen Blogeintrag, der hier stehen sollte und
der ueber unseren Trip nach Durban berichtet, fehlen mir naemlich
noch ein paar Photos.
Darum schreibe ich euch ueber eine etwas gewoehnungsbeduerftige
aber liebenswerte Eigenschaft der Suedafrikaner.

Wenn man die Aussage eines Suedafrikaners hoert, er macht etwas "now",
also "nun, jetzt, gleich, sofort", heisst das nicht, dass er es auch "now",
macht, wie man als situationsadaequat aufmerksamer Mitteleuropaer,
der durchschnittlich ueber die Eigenheiten der englischen Sprache informiert
ist, denken koennte.

Es gibt naemlich einige, graduelle Unterschiede der Erledigungsgeschwindigkeit,
die sich in der Wiederholungsrate des Wortes "now" manifestieren.
Daher eine kleine Uebersetzungshilfe zur Orientierung:

now = ist dringend, wird gleich erledigt.
nownow = ist sehr dringend, wird noch viel gleicher erledigt.
nownownow = wird schon naechste Woche erledigt :-)

Hartbeespoort

An meinem dritten Wochenende sind wir nach Hartbeespoort gefahren.
In der Naehe des Hartbeespoortdamms gibt es naemlich einen Markt mit devotionalienartigen Kunsthandwerkgegenstaenden, die natuerlich alle
vor Ort und von Hand gefertigt werden. Darum also sehen die Dinger in ganz Suedafrika gleich aus! Weil einige aus unserer Truppe zurueck nach
Deutschland muessen, war es unumgaenglich, diesen Ort aufzusuchen, um
einige Mitbringsel zu erwerben.
Auf diesem Markt findet man schnell neue Freunde und auch unverhofft
Verwandte: "Hey my friend! Come in and have a look!" oder "Ah, my brother!
Where are you from? Germany? Ah! Michael Ballack, Mercedes, Munich!" oder
so aehnlich laufen die rattenfaengerischen Versuche ab, einem irgendeinen
Kitsch aufzuschwatzen, den man gar nicht haben will. "I make you a special
price, my friend!" Wer koennte diesem freundlichem Ansinnen widerstehen,
zumal man es ja mit Bruedern und Schwestern zu tun hat? Am Ende haben wir tatsaechlich mehr gekauft als geplant. Aber mit den Leuten zu feilschen macht
auch wirklich Spass. Die Preise, die verlangt werden, sind natuerlich absolut ueberteuerte Touristenpreise, die man runterhandel muss. Man kommt (vielleicht)
in eine vernuenftige Preisebene, wenn der Verkaeufer zum dritten mal betont,
wie viele Kinder er zu Hause zu ernaehren hat. Der Klassiker, der das Ende
der Verhandlungsbereitschaft signalisieren soll, ist allerdings, wenn der
Verkaeufer sein Handy zueckt und seinen vermeintlichen Boss anruft,
um zu fragen, ob er wirklich so guenstig verkaufen darf...
Zum Glueck sind die Wucherpreise fuer unsere Verhaeltnisse immer noch recht guenstig, so dass am Ende beide Seiten zufrieden sind.

Nach dem Shopping sind wir noch ins Carnivore gefahren. Das ist ein Restaurant,
in dem die Kellner mit Fleisschpiessen an den Tisch kommen und einem einheimische Fauna auf den Teller haeufen. So kann man neben Straussenfleisch und diversen Antilopenarten auch Krokodil, Giraffe, Zebra (wie der Name schon sagt: zaeh)
kosten. Das Lustigste war allerdings folgende Begebenheit:



Da wir zu siebt waren und an einem runden Tisch fuer neun Leute sassen,
war neben Caro links und rechts ein Platz frei. Als der Kellner fragte,
warum sie so alleine sitzt, haben wir scherzhaft - aber wohl ziemlich
ueberzeugend - geantwortet, dass sie Geburtstag hat. Nach dem Essen ist
auf einmal die gesamte Restaurant-Crew angetreten, hat eine Fruchtplatte
mit Wunderkerzen gebracht und "Happy Birthday" gesungen. War Caro zwar
etwas peinlich, sollte man aber eigentlich oefter machen :-)